Zu Beginn einer glücklichen Beziehung scheinen beide Partner wie auf Wolken zu gehen. In der Phase der Verliebtheit hilft die rosarote Brille, über Macken oder unangenehme Eigenheiten des anderen hinwegzusehen. Auch die Romantik spielt eine wichtige Rolle. Kleine Überraschungen und Liebesbekenntnisse, um sich immer wieder neu zu erobern, sorgen für Schmetterlinge im Bauch. Allerdings holt der Alltag die Paare schnell ein. Was in der Kennenlernzeit noch ein niedlicher Spleen war, stört zunehmend das Zusammenleben.

Schläft die Romantik ein, wächst unter Umständen der Frust in der Beziehung. Die Partner fühlen sich unverstanden. Sobald es in der Partnerschaft kriselt, möchte man vielleicht die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen. Jedoch sind die Probleme damit nicht gelöst. Daher sollte folgendes beachtet werden, wenn es kriselt:

Krisen stellen für die Beziehung eine Gefahr da – oder nicht?

Häufen sich die Streitigkeiten in einer Partnerschaft, zweifeln viele Menschen an ihrer Partnerwahl. Sie glauben, eine gute Beziehung müsse ohne Meinungsverschiedenheiten vonstattengehen und ein Streit stellt eine Gefahr für das Zusammensein dar. Hierbei handelt es sich um einen Irrglauben. Eine Krise ist der ideale Ausgangspunkt, um Probleme anzusprechen und die Partnerschaft wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Wer eine schwierige Zeit in der Beziehung ignoriert oder davor flüchtet, lässt die Probleme nur gefühlt hinter sich. Irgendwann holen sie das Paar geballt ein und können dann tatsächlich das Beziehungsaus einläuten.

Um das zu verhindern, setzen sich beide Partner zusammen, wenn sie Spannungen im Miteinander bemerken. Es ergibt Sinn, über die eigenen Gefühle und wahrgenommenen Probleme zu reden. Dabei sollten beide einander zuhören und die Eindrücke des Gegenübers ernst nehmen. Werden Frust- oder Angstgefühle als unwichtig abgetan, wird indirekt der Partner abgewertet. Langfristig wirkt sich dies auf dessen Selbstwertgefühl aus und kann die Beziehung schwächen. Besser ist es, sich die Sorgen und Nöte anzuhören und gegebenenfalls Missverständnisse zu klären. Immerhin entstehen Spannungen in der Beziehung teilweise aus Zeitmangel und verletzten Gefühlen. Letztere können auftreten, wenn Partner aneinander vorbeireden oder unachtsam miteinander umgehen.

Keinesfalls sollte die Beziehung als selbstverständlich verstanden werden. Kommt es zu einer Krise, zeigt sie auf, was in der Partnerschaft falsch läuft. Die Situation sollte als solche anerkannt und akzeptiert werden. Bereits dieser erste Schritt sorgt für Entspannung und gibt beiden Partnern die Möglichkeit, sich auszutauschen und Spannungen aus dem Weg zu räumen. Der größte Fehler besteht darin, die Krise im Keim zu ersticken. Werden die Probleme immer wieder verdrängt, ballt sich der Ballast und begräbt die glücklichen Zeiten unter sich.

Krisen sind menschlich – sie wollen verstanden werden

Kommt es in der Partnerschaft zum Streit, sollte die Schuld nicht direkt auf den Partner geschoben werden. Dieser ist nicht der Krisenherd, sondern ein Spiegel eigener Gefühle. Sinnvoll ist es zu überprüfen, wie sich das Verhalten des Partners auf einen selbst auswirkt. Reagiert der Mann beispielsweise abweisend, wenn die Frau sich an ihn kuscheln möchte, verletzt das ihre Gefühle. Andersherum fühlt sich der Mann vielleicht unverstanden, wenn seine Partnerin seine Bemühungen im Haushalt nicht anerkennt. Damit sich kleine Problemchen nicht zu echten Krisen auswachsen, ist Schweigen in dem Fall nicht Gold. Die Spannungen müssen angesprochen und die Eigenheiten des Gegenübers anerkannt werden. Kein Mensch kann einen Teil von sich auf Dauer stummschalten oder aus der Beziehung heraushalten. Dementsprechend sollte das Motto „Ganz oder gar nicht“ lauten.

Wer eine gleichberechtigte Partnerschaft führen möchte, muss sein Gegenüber als Individuum mit eigenen Fehlern und Schwächen akzeptieren. Nachsicht und Verständnis sind wichtig, damit die nötige Balance in der Beziehung entsteht und neue Dynamik aus der Krisensituation heraushilft. Funktioniert das nicht von allein, können die Partner auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Eine Paarberatung kann das zwischenmenschliche Gespräch erleichtern und die Probleme auf den Punkt bringen. Tipps und Ratschläge gibt es beispielsweise auf beratungspraxis-mueller.ch.

Jede Krise will verstanden werden. Aus dem Grund ergibt es Sinn, den Ablauf der Ereignisse sowie die Krisenschwerpunkte genau zu studieren. Dafür kann es notwendig sein, sich temporär zurückzuziehen und vorangegangene Streits und Unstimmigkeiten Revue passieren zu lassen. Richtige Fragestellungen sind beispielsweise:

  • Wie kam es zum Streit?
  • Warum hat sich das Problem hochgeschaukelt?
  • Welche Grundproblematik steckt dahinter?

Keinesfalls sollte eine Schuldfrage im Raum stehen. Ein Paar sollte aus Gleichberechtigten, nicht aus Kläger und Schuldigem bestehen.

Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

Obgleich die Arbeit an der Beziehung wichtig ist, um eine Krise zu bewältigen, ist sie in manchen Fällen zum Scheitern verurteilt. Passen die Wertvorstellungen der Partner nicht zusammen, werden auch Gespräche daran wenig ändern. Ebenso gerät die Paartherapie an ihre Grenzen, wenn:

  • einer der Partner gewalttätig ist,
  • ein Partner bereits mit der Beziehung abgeschlossen hat,
  • die Partnerschaft auf Lügen und Vertrauensbrüche aufgebaut ist,
  • wiederholte Seitensprünge die Stabilität der Beziehung erschüttern.

Eine Trennung kann der richtige Weg sein, wenn die Partnerschaft einem oder beiden Partnern die Lebensfreude nimmt. Bevor dieser Schritt gegangen wird, sollte jedoch eingehend überprüft werden, ob es wirklich die beste Lösung ist oder ob der Trennungswunsch fehlendem Engagement entspringt.